Über H2N

Am Puls der Zeit – die Künstlergruppe H2N

Fernab der Metropolen moderner, marktorientierter Kunst existiert die Gruppe H2N seit Beginn des Jahrtausends im Ver­borgenen- an der Schnittstelle von Münsterland und Ruhrgebiet. Um von hier die Zeitläufte in den künstlerischen Produktions­prozess einfließen zu lassen, bedarf es einer besonderen Hellhö­rigkeit und eines feinen Sensoriums, um im Getöse der globalen Schlachtfelder die wirklich wichtigen und entscheidenden Kraftströme wahr zu nehmen. So gelang es den Dreien in ihrer ersten Installation „Sechs Rabauken” (2000), die wild um sich schlagenden Aufstände in den Pariser Vororten und in der palästinensischen dritten Inti­fada bereits Jahre vorherzusehen. Auch das Ende der Ära Kohl fand ihren Widerhall in der Beton­skulptur „Kohl” (2000), deren Stahlpfeiler im Herbststurm unter der Masse des mächtigen Körpers einknickten, was die 16­jährige Agonie unseres Vaterlandes eindrucksvoll spiegelte. Das feine Gespür für die Kraftlinien der Weltinnenpolitik im Bushzeitalter dokumentierte „Saddams Exil” (2002), eine große Raumskulptur, die einerseits die Ingredienzien despotischer Macht versammelt, andererseits dem Menschen aus dem Reich des Bösen ein verqueres Asyl baute. Alle diese Arbeiten wurden dem Zahn der Zeit ausgesetzt, daher sind sie heute nicht mehr vorhanden, verschwunden im Mahlstrom von Wind und Wetter, von Sonne und Regen. Daneben verwirklichte H2N auch Werke des Rückzugs, der Weltabgewandtheit, der Stille und Einkehr. Wir denken an Blendläden, die umgestaltet, an Baumstämme, die intensiv be­sägt, behämmert, bestockt wurden- stumme Zeugen, die nichts bedeuten, nichts kommentieren, nichts darstellen als sich selbst: Werke an der Nulllinie modernen Kunstschaffens. Kein Zufall, dass Teile dieser Werkproduktion ein Opfer der Flam­men wurden und so ihren Aggregatzustand konsequent verän­derten. Wer will, kann in diesem bewussten Eigenkunstattentat eine prophetische Schau auf islamistische Selbstmordattentä­ter sehen, die ihr Meisterwerk im monströsen Angriff auf die Türme fanden.

Siehe auch: Übersicht über die Projekte im Zeitraum von 1999 bis 2011 | Projekte 2012-2017 | Selbstportraits