Würfel Aus der Planungsphase (Autor: N) Wäre es möglich, dass eine Waldidylle in seiner stillen Abgeschiedenheit durch ein plötzlich stattfindendes, außerirdisches Ereignis jäh zerstört werden könnte? Diese Frage stellte sich H2N an einem Frühlingsmorgen des Jahres 2006 am Talgrund in Mannis Wald, fabulierend über die Tiefen menschlichen Seins und hangaufwärtsblickend bis in die Höhen des menschlichen Nichtmehrseins. „Wir sind nicht allein auf dieser Welt”, so lautete das Ergebnis jenes fruchtbaren, sonntäglichen Dreiergesprächs. Ein extraterrestrischer Flugkörper könnte dementsprechend jederzeit vom Himmel fallen und dieses Waldstück seiner vertrauten Gestalt berauben. Ausgehend von der Negation der Einsteinschen These, dass Gott nicht würfele, war die Form des Raumschiffes schnell ermittelt: Es müsste ein formstabiler Würfel sein, der, durch einen heftigen Fall tief eindringend in den weichen, abschüssigen Waldboden, gezeichnet von einer aufleuchtenden Farbe, das triste Laubeinerlei mächtig durchbräche. Ein feuriges Rot sollte den arglosen, vorüberschreitenden Wanderer tief erschrocken innehalten lassen und dabei gemahnen, dass nichts verlässlich sei und alles Irdische einem steten Wandel unterworfen sei. Wenn dann nach einer ausgedehnten Schrecksekunde seine Neugierde obsiegte und sein faustisches Ich, nach Erkenntnis ringend, wissen wollte, was den Würfel in seinem Inneren zusammenhalte, führte ihn sein scheuer Tritt in einen Kubus, der ihn, mit allen Götzen seiner menschlichen Sehnsüchte ausgestattet, einließe. Diese unerreichten Wesen und Objekte seiner menschlichen Begierde, die in einem gewaltigen Pandämonium vor ihm auferständen, machten ihm schlagartig klar, dass er ein Suchender sei, getrieben von der unstillbaren Sehnsucht , sich auf ewig mit der Urmutter allen Seins zu vereinigen. Leise vernähme er aus allen Ecken ein gehauchtes „Memento mori“, das ihn in tiefer, intrauteriner Dunkelheit tief erschüttert zurückließe. |
Waldstörung Der Wald, der ist jetzt unser Freund Hier stehn wir alle ganz vereint Der Wald ist unser Kuschelbett Hier finden wir uns alle nett. Das Laub ist unser Materjal, die Botschaft ist uns ganz egal . wir setzen mutig ein Fanal, das mag man finden sehr banal. Ole hier kommt der H2N Ole singt nur der H2N Ole ist unser Schlachtgesang Ole hat einen schönen Klang Wer heute schon an Morgen denkt, der hat sein Leben nicht verschenkt, auch wenn der liebe Herrgott lenkt, wir Menschen sind doch nicht beschränkt Was ist nur in der Hölle los? Der Jubel ist dort riesengroß: Wer sitzt da auf des Teufels Schoß? Der H2N ganz nackt und bloß! Oje da sitzt der H2N Oje da schwitzt der H2N Oje ist’s in der Hölle heiß Oje was ist das für ein Scheiß! Im Himmel regt sich Widerspruch: H2N es ist genug!!! Die Kunst ist nur ein Lug und Trug! Euch bleibet nur noch ein Versuch. Oh Herrgott mach den Himmel auf, wir steigen jetzt zu Dir hinauf, die Himmelsleiter ist so lang ganz oben wird uns wirklich bang! Wir wollen jetzt zur Erd zurück, dort gibt’s ein kleines Waldesstück mit einem schönen Himmelsblick nur dort gibt’s unser echtes Glück: Ole hier lebt der H2N Ole singt nur der H2N Ole ist unser Schlachtgesang Ihn singen wir ein Leben lang. Der Wald ist unser aller Freund, hier stehn wir alle nun vereint. Der Wald ist unser Himmelsbett Da sind wir alle lieb und nett. Hallo wir rufen’s laut heraus: Verlasst jetzt alle euer Haus. Hallo wir leben nun im Wald, hier werden wir gemeinsam alt. |
Kreislaubwirtschaft Fällt ab Das ausatmen Des Sauerstoffs Des lebens Hat den saft entzogen Schwebst Im heftigen herbstwind Wirbelst Im sturm Ziellos segelst hin: Abfall Schluckst Das blökende halali Der hetzjagd Durchs unterholz Verbirgst Die schleichende schlange Dem hechelnden jagdmann Tarnst Das fröhliche gemetzel Mit samtigen rascheln Schläfst Die lange winternacht Im kalten. weißen federkleid Träumst Die schmelze in der senke Des aufbruchs der krokusse Stirbst Zu beginn des neuen jahres Wehst In die ritzen der brüchigen mauern. |
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2006